Länder
100 Jahre Laufwasserkraftwerk Werrawerk
Seit einem Jahrhundert wird im Werrawerk aus Wasser Strom erzeugt. Es war damals eines der wenigen Kraftwerke, das in den 1920er Jahren zur voranschreitenden Elektrifizierung von Haushalten beigetragen hat. Heute erzeugt das Kraftwerk mit einer installierten Leistung von 2,6 MW jährlich rund 9000 MWh grünen Strom und kann damit rund 2.250 Haushalte versorgen.
Ein Standort mit Geschichte
Das Laufwasserkraftwerk, früher „Letzter Heller“ genannt, wurde zwischen 1921 und 1924 von der damaligen PreussenElektra – später E.ON Energie – gebaut. Anfang 2009 hat Statkraft den Betrieb des Kraftwerks übernommen. Es ist das zweitälteste Kraftwerk von Statkraft in Deutschland.
Die historische Maschinenhalle mit ihrer beeindruckenden Architektur steht seit 1985 unter Denkmalschutz. Im selben Jahr wurden die drei Maschinensätze von Kaplan-Turbinen auf Rohr-S-Turbinen umgerüstet.
2011 bis 2013 fand eine weitere Modernisierung statt: Die alten Wehrwalzen wurden gegen eine hydraulisch gesteuerte Wehranlage mit Klappen ausgetauscht. Die Standsicherheit des Wehrs erhöht sich dadurch und ein feiner aufeinander abgestimmtes Steuern der Klappen und Segmente ist möglich.
2011 hat Statkraft an seinen neun Laufwasserkraftwerken in Deutschland ein aalschonendes Betriebsmanagement eingeführt, so auch im Werrawerk, damit Aale auf ihrem Weg ins Meer über das Wehr schwimmen können. Sobald die Aale in Richtung Meer wandern, stellt das Werrawerk auf einen fischfreundlichen Betriebsmodus um. Hierbei wird der Wasserstrom der Werra umverteilt, die Anströmung auf die Turbinen sowie den nicht passierbaren Rechen reduziert und damit den Aalen eine Passage über das Wehr ermöglicht und das Wandern über den seit 2020 bestehenden Bypass erleichtert.
Für den Bypass wurde der Weg des alten Fischpasses genutzt. Eine Rohrleitung führt dort hindurch und die Fische haben dauerhaft die Möglichkeit vom Oberwasser ins Unterwasser abzusteigen.
„Seit 100 Jahren erzeugt unser Kraftwerk Werrawerk erneuerbaren Strom aus Wasserkraft für die Region. Das erfüllt uns mit Stolz. Wir freuen uns, mit dieser zeitlosen Technologie auch weiterhin unseren Beitrag zur Energiewende zu leisten.“, sagt Christian Winkelmann, Standortleiter Werrawerk.
So erzeugt das Laufwasserkraftwerk Werrawerk grünen Strom
Ein Laufwasserkraftwerk nutzt die Bewegung des Wassers zur Energiegewinnung. Der Wasserdruck, der bei der Überwindung natürlicher oder künstlich geschaffener Höhenunterschiede entsteht, setzt ein Turbinenrad in Betrieb. Dieses treibt einen Generator an, der Strom erzeugt. Zur Steigerung der Gefällehöhe und damit des Wasserdurchflusses wird das Wasser durch Wehranlagen aufgestaut. Die erzeugte Energiemenge ist dabei abhängig vom Höhenunterschied zwischen dem Oberwasser und dem Unterwasser. Laufwasserkraftwerke erzeugen durchgehend erneuerbare Energie und tragen zur Grundlastversorgung bei. Ihr Wirkungsgrad liegt bei etwa 94 Prozent.
Modernisierung und Digitalisierung in den nächsten Jahren
Statkraft investiert in die Zukunft des Standorts: 2025 werden die Eigenbedarfstransformatoren am Standort ausgetauscht. Jedes Kraftwerk benötigt für den Betrieb interner Aggregate Strom, den das Kraftwerk selbst bereitstellen muss. Das Laufwasserkraftwerk Werrawerk hat mit unter zwei Prozent einen sehr geringen Eigenbedarf an Strom. Die 40 Jahre alten Öltransformatoren (flüssigkeitsgefüllte Transformatoren, bei denen das Öl zur elektrischen Isolierung und zur Abführung der Verlustwärme dient) für den Eigenbedarf werden durch sogenannte Trockentransformatoren ersetzt. Die Trockentransformatoren haben den großen Vorteil, dass – anders als bei Öltransformatoren, die zwar gut geschützt sind – kein Öl mehr austreten kann. Das Kraftwerk wird damit noch sicherer und die Umwelt noch besser geschützt.
In den nächsten Jahren modernisiert Statkraft zudem die Leittechnik am Standort. Hierdurch erhöht sich die Verfügbarkeit des Kraftwerks noch weiter, da es dadurch weniger Störungen des Leitsystems geben wird. Ausfallzeiten des Kraftwerks verringern sich aufgrund der deutlich besseren Verfügbarkeit von Ersatzteilen und die Versorgungssicherheit kann damit erhöht werden.
Zur Kraftwerkgruppe Werrawerk gehören außerdem die zwei Laufwasserkraftwerke in Affoldern (3,3 MW installierte Leistung) und Wahnhausen (4 MW installierte Leistung).
Mit Energie die Welt erneuern
Statkraft ist das norwegische Staatsunternehmen für nachhaltige Energieerzeugung – und das seit über 125 Jahren. Inzwischen ist das Energieunternehmen der größte Erzeuger erneuerbarer Energie in Europa. Mit einem Anteil von 97 % erneuerbarer Energie an der Stromerzeugung ist diese fast vollständig grün. Seit 1999 ist Statkraft auch in Deutschland aktiv – einem der größten und wichtigsten Märkte Statkrafts außerhalb Norwegens.
Statkraft trägt in Deutschland entlang der gesamten Wertschöpfungskette erneuerbarer Energie zur Energiewende bei. Für eine zukunftsgerichtete Stromerzeugung entwickelt und baut das Unternehmen Batteriespeicher, Solar- und Windparks. Seit letztem Jahr gehört Statkraft zu den Top-10-Onshore-Windkraftbetreibern in Deutschland. Dazu betreibt das Energieunternehmen flexible Biomasse-, Gas- und Wasserkraftanlagen. Diese – und damit auch das Werrawerk – tragen dazu bei, dass die wetterabhängige Erzeugung erneuerbarer Energie stabil in den Strommarkt integriert werden kann. Sobald es möglich ist, wird Statkraft den Betrieb seiner Gaskraftwerke auf Wasserstoff umstellen.
Statkraft ist einer der größten Direktvermarkter erneuerbarer Energie in Deutschland und nimmt Entwicklern und Betreibern von ausgeförderten Windparks und großen Solarparks Grünstrom über Stromabnahmeverträge (PPAs) ab. Diese nutzt das Unternehmen, um für Handels- und Industrieunternehmen passgenaue, preisstabile grüne Energielösungen zu entwickeln, damit diese ihre Nachhaltigkeits- und Klimaziele erreichen können.
Den nächsten Schritt auf dem Weg in eine CO₂-freie Zukunft geht Statkraft mit grünem Wasserstoff. An seinem Kraftwerksstandort in Emden entwickelt das norwegische Staatsunternehmen zurzeit eine Pilotanlage und plant darüber hinaus den Bau eines großen Elektrolyseurs, der Industrieunternehmen bundesweit mit grünem Wasserstoff versorgen soll.