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Mit Herkunftsnachweisen (HKNs) können Stromverbraucher nachweisen, dass sie erneuerbare Energie eingekauft haben.
Herkunftsnachweise: Die Garantie für 100 Prozent erneuerbare Energie
Ein Herkunftsnachweis zertifiziert, dass eine bestimmte Strommenge von einem bestimmten Kraftwerk auf Basis erneuerbarer Energie produziert wurde – sei es zum Beispiel ein Wasserkraftwerk oder eine Solaranlage. Auf diese Weise können Verbraucher selbst entscheiden, woher sie ihren Strom beziehen.
Erzeugter Strom, ganz gleich, ob er aus fossilen oder erneuerbaren Quellen stammt, wird in ein und dasselbe Netz eingespeist. Doch wie können Energieversorger und Unternehmen, die sich für Grünstrom entscheiden, ihre Wahl belegen?
Die Antwort liegt im Erwerb von Herkunftsnachweisen (HKNs). Innerhalb der Mitgliedsstaaten des AIB (Association of Issuing Bodies) und somit auch in Deutschland wird mit sogenannten GoOs (Guarantees of Origin) gehandelt, darüber hinaus nehmen I-RECs (International Renewable Energy Certificates) und marktbasierte Zertifikate diese Rolle ein.
Eine zuverlässige Nachvollziehbarkeit
Ein Herkunftsnachweis führt den von Unternehmen und Energieversorgern gekauften Strom auf seine Produktionsquelle zurück. Der Nachweis gibt auch Auskunft über die dabei eingesetzte Technologie und den Standort.
Da sich Energie nicht verpacken und beschriften lässt, muss die Nachvollziehbarkeit auf eine andere Weise gewährleistet werden. Hier kommen HKNs ins Spiel: Ein verlässlicher elektronischer Mechanismus registriert jede MWh an produzierter Energie.
Auf dem Markt werden dann Strom und HKNs für erneuerbare Energien separat verkauft. Unternehmen und Händler können zu dem Strom, den sie beziehen, zusätzlich HKNs erwerben. Energieverbraucher erhalten somit einen konkreten Nachweis über die grüne Eigenschaft ihres Stroms. Diese Wahl zu haben gibt Ihnen die Möglichkeit, nach ihren Nachhaltigkeits- und eventuellen Compliance-Ziele zu handeln.
„In Deutschland und auch Schweden ist es gängige Praxis, dass Stromanbieter für alle ihre Kunden Herkunftsnachweise kaufen, sobald sie mit der Lieferung von erneuerbarer Energie werben“, so Oliver Guse, Experte für Herkunftsnachweise im deutschen Origination Team. „EU-weit wird das nun durch eine neue Richtlinie sichergestellt.“
Die Fallrohre des Nore I Wasserkraftwerks in Norwegen.
Fakten zu Herkunftsnachweisen
- Zertifizierungssystem zur Dokumentation: Es belegt, dass eine bestimmte Strommenge von einer bestimmten Erneuerbaren-Energie-Anlage produziert und ins Stromnetz eingespeist wurde
- Eingeführt mit der EU-Richtlinie für erneuerbare Energien im Jahr 2001
- Ein Herkunftsnachweis entspricht 1 MWh produziertem Strom
- Unternehmen oder Einzelpersonen, die die Herkunft ihres bezogenen Stroms und dessen CO2-Fußabdruck belegen möchten, können sich beim Kauf von Strom zusätzlich für Herkunftsnachweise entscheiden und so dazu beitragen, die Nachfrage nach erneuerbaren Energien zu steigern
Die Macht der Verbraucher
Unternehmen, die ihren Strombezug belegen möchten, können Herkunftsnachweise entweder über ihren Energieversorger oder direkt auf dem Großhandelsmarkt – oft von Stromerzeugern oder über Makler – beziehen.
Das System der Herkunftsnachweise betrifft weder direkt den Stromhandel noch den Stromfluss im Netz. Stattdessen wirkt es sich auf den Cashflow aus. Das System stellt sicher, dass das Geld, das für Herkunftsnachweise aus einem bestimmten Kraftwerk bezahlt wird, tatsächlich an den Stromerzeuger geht. Auf diese Weise können Stromkunden ihre Verbrauchermacht ausüben und bestimmte Anlagen, Technologien, Standorte und sogar Baumaßnahmen und offizielle Gütesiegel wie EKOEnergy oder TÜV unterstützen.
Stromkunden können dank Herkunftsnachweisen eine Vielzahl an Zielen erreichen:
- Ihre Scope-2-Emissionen senken und ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen
- Den Beweis für klimabewusstes und zukunftsorientiertes Handeln gegenüber Ihren Kunden, Finanzpartnern und Investoren erbringen
- Als Zulieferer für Unternehmen agieren, die ihre Lieferkette nach nachhaltigen Prinzipien gestalten und Vorgaben für CO2-Grenzwerte machen
- Den Bedarf nach grüner Energie innerhalb eines Landes oder über verschiedene Märkte hinweg abdecken – je nach Wahl und Business-Standort
"In Deutschland werden Unternehmen in den nächsten Jahren zunehmend die Möglichkeit bekommen, regionale Herkunftsnachweise zu beziehen."
Steigende Nachfrage
„Statkraft verkauft Herkunftsnachweise aus unseren Wasserkraftwerken und Windparks als auch von Drittanbietern, auch regional von Anlagen in Deutschland,” erzählt Oliver Guse. „Hierzulande werden sie jedoch nur für solche Anlagen ausgestellt, die keine Förderung nach dem EEG erhalten. Hierbei handelte es sich in der Vergangenheit fast ausschließlich um deutsche Wasserkraft. Dies wird sich in Zukunft insofern ändern, als dass neue Solaranlagen als auch bereits existierende Windanlagen, die nach 20 Jahren Förderung aus dem EEG fallen und diesem Prinzip nicht mehr unterliegen, Herkunftsnachweise ausstellen werden.“
Er ergänzt: „Das heißt, Unternehmen werden zunehmend immer mehr Möglichkeiten haben, die grüne Eigenschaft ihres Stroms auch regional zu beziehen und somit die Energiewende in Deutschland voranzutreiben.“
(Anmerkung der Redaktion (Stand Februar 2021): Ende 2020 wurde aufgrund der Corona Pandemie eine kurzfristige Anschlussförderung der Ü20-Anlagen festgelegt, sodass die Anzahl an deutschen HKNs reduziert wurde. Inwiefern sich Corona-Maßnahmen darüber hinaus auf den deutschen HKN Markt auswirken werden, ist abhängig von zukünftigen, in diesem Zusammenhang stehenden Entwicklungen und Marktbedingungen.)
„Die Nachfrage nach erneuerbarer Energie wächst. Dies hängt mit dem verstärkten Nachhaltigkeitsbewusstsein in der Gesellschaft im Allgemeinen zusammen“, so Guse. „Unternehmen setzen sich verstärkt Ziele, um ihren Beitrag zur Energiewende zu leisten. Ihre Anforderungen leiten sie auch an ihre Lieferkette weiter, was potenziell ein exponentielles Wachstum der Nachfrage nach erneuerbaren Energien nach sich ziehen könnte. Dies wird maßgeblich angetrieben durch einflussreiche Initiativen wie die RE100.“
Die Interessengemeinschaft RE100 verpflichtet ihre Mitglieder, bis 2050 zu 100 Prozent erneuerbare Energien zu nutzen. Der Erwerb von Herkunftsnachweisen ist ein Instrument zum Ausüben von Verbrauchermacht, um den Übergang von fossiler zu erneuerbarer Energie zu beschleunigen. Weltweit sind Unternehmen wie Coca Cola, NIKE, IKEA, BMW, Sony, Google, Apple, Microsoft und Facebook an der Initiative beteiligt, aus Deutschland u.a. SAP, Allianz und BMW.
Quellen: Statkraft, NVE, Umweltbundesamt