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Länderserie: die deutsche Energierevolution

26 Aug, 2019

2017 war das erste Jahr, in dem am Industriestandort Deutschland mehr Strom aus erneuerbaren Energien als aus Kohle erzeugt wurde. Zwar werden Kernenergie und Kohlekraft in den nächsten Jahren auslaufen, doch das Ziel eines Anteils erneuerbarer Energien von 65 Prozent bis 2030 bleibt eine Herausforderung.

Die Industrie erzeugt rund 90 Prozent der deutschen Exporte und ist somit der Grundpfeiler der deutschen Wirtschaft. Für die industrielle Herstellung wird sehr viel Strom benötigt. Kohle war bisher die Hauptenergiequelle.

Die Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung, kurz Kohlekommission genannt, empfahl den Ausstieg von allen Kohlekraftwerken in Deutschland bis 2038, wobei das letzte deutsche Atomkraftwerk bereits 2022 stillgelegt werden soll. Diese Maßnahmen sind Teil der Energiewende, der geplanten und politisch gesteuerten grünen Wende in Deutschland.

Coal power plant
Die Verstromung aus Braunkohle ist für die deutsche Industrie seit jeher von großer Bedeutung. Nun ist geplant, sowohl Kohle- als auch Atomkraftwerke nach und nach stillzulegen bzw. abzuschalten. (Foto: Shutterstock)

„Mehr als in jedem anderen europäischen Land gründet der Wohlstand in Deutschland auf einer leistungsstarken Industrie. Dabei spielt die Energiewende für eine sichere, umweltfreundliche und wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft eine entscheidende Rolle. Damit sie gelingt, muss Deutschland seine Energieversorgung grundlegend verändern. Geplant ist ein Übergang von Atomkraft und fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien und höherer Energieeffizienz“, so Carsten Poppinga.

In der Niederlassung Düsseldorf leitet er die Einheit Trading & Origination, die Teil des Statkraft-Geschäftsbereichs für Märkte und IT ist. Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen bis 2020 im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent zu reduzieren.

„Die Treibhausgasemissionen in Deutschland sind 2017 im Vorjahresvergleich um 0,5 Prozent gesunken.Dies entspricht einer Verringerung um 27,5 Prozent gegenüber dem internationalen Referenzjahr 1990“, berichtet Poppinga.

Der Rückgang der CO2-Emissionen in Deutschland hat sich in den letzten Jahren etwas verlangsamt. Es liegt auf der Hand, dass die Ziele für 2020 nicht erreicht werden. Die Regierung geht nun davon aus, dass die Emissionen bis 2020 um 32 Prozent reduziert werden können.

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Große Distanzen

Erneuerbare Energien müssen in die bestehenden Energieversorgungssysteme integriert werden, wenn die ambitionierten Klimaziele der Bundesregierung erreicht werden sollen. Seit der Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2000 hat der Anteil der erneuerbaren Energien deutlich zugenommen. Das EEG fördert die Entwicklung, den Bau und den Betrieb von Windkraft-, Solar-, Biomasse- und Biogasanlagen sowie von Offshore-Windparks. Der zunehmende Anteil erneuerbarer Energien hat zu einer stärkeren Dezentralisierung des deutschen Strommarkts geführt.

„Ein Großteil des an einem Ort verbrauchten Stroms wird an einem anderen Ort produziert. So wird beispielsweise der im Norden aus Windenergie gewonnene Strom zu den Abnahmestellen in Süddeutschland transportiert. Der Ausbau der großen überregionalen Leitungsnetze und der lokalen Verteilernetze ist daher für eine erfolgreiche Energiewende ausschlaggebend. Gleichzeitig müssen der Verbrauch und die konventionelle Stromerzeugung flexibler werden“, so Poppinga.

Nach Schätzungen der Bundesnetzagentur müssen in den kommenden Jahren mehr als 7.700 Kilometer des Leitungsnetzes verbessert, ausgebaut oder erneuert werden.

„Davon sind nur 1.750 Kilometer genehmigt worden, wovon etwas mehr als die Hälfte bis 2018 auch tatsächlich gebaut wurde. Das von der Bundesregierung und den Ländern erklärte politische Ziel ist es, bis 2021 Bauvorhaben für mindestens 4.000 Kilometer an Netzleitungen zu genehmigen.

Bei den Bauvorhaben kommt es regelmäßig zu Konflikten mit Anwohnern und Landwirten, aber auch der Naturschutz ist zu berücksichtigen.“, berichtet er.

Auch der Ausbau von Verbindungen mit den Nachbarländern wird mit der fortschreitenden Verzahnung des europäischen Energieversorgungssystems immer wichtiger.

„Beispielsweise können wir Wasserkraft aus Skandinavien und den Alpen mit Wind- und Solarenergie aus Deutschland kombinieren.“, erklärt er.

Ein Beispiel dafür ist das Untersee-Stromkabel NordLink, das 2020 zum ersten Mal den deutschen und norwegischen Strommarkt miteinander verbindet.

2016 beantragte die EU-Kommission das Programm „Saubere Energie für alle“ mit verschiedenen Vorschlägen zur Überarbeitung wichtiger Teile der EU-Energiegesetzgebung, um die Energiepolitik zu koordinieren und den Energiemarkt zu rationalisieren. Alle neuen Verordnungen traten zum gleichen Zeitpunkt in Kraft. Die neuen Leitlinien müssen in den nationalen Gesetzen verankert werden.

Statkraft verfügt über ein Laufwasserkraftwerk in Dörverden im niedersächsischen Landkreis Verden, das 2009 von E.ON übernommen wurde.

Dörverden power plant
Statkraft verfügt über ein Laufwasserkraftwerk in Dörverden im niedersächsischen Landkreis Verden, das 2009 von E.ON übernommen wurde. Das Kraftwerk Dörverden ist zugleich die Schaltzentrale für alle Laufwasserkraftwerke von Statkraft im mittleren Teil der Weser. (Foto: Hans Fredrik Asbjørnsen)

Geringere Wachstumsrate

Die Digitalisierung durch den Einsatz intelligenter Zähler ist ein Beitrag, um die Energiewende in Deutschland voranzutreiben. Mit dieser Maßnahme soll eine optimale Nutzung des Stromnetzes erreicht werden. Schwankungen und Netzüberlastungen kosten unnötig viel Geld. Der sogenannte „Redispatch“ – wenn die Stromerzeugung in einem Kraftwerk abgeschaltet wird, weil das Netz überlastet ist und ein anderes Kraftwerk mehr erzeugen muss – kostete Deutschland nach Angaben der Bundesnetzagentur im Jahr 2017 1,4 Milliarden Euro.

Da erneuerbare Energiequellen wie Sonne und Wind unbeständig und wetterabhängig sind, ist Deutschland zum Ausgleich seiner erneuerbaren Energien auf flexible Energiequellen angewiesen. Die Speicherung erneuerbarer Energie ist eine weitere Herausforderung, da die Speicheranlagen flächenintensiv sind.

„Es wird für Deutschland nicht einfach sein, bis 2030 einen Anteil von 65 Prozent an erneuerbaren Energien zu erreichen. Eine Schwierigkeit besteht darin, dass die Subventionen für Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien nach 20 Jahren auslaufen“, so Poppinga.

Im Rahmen des EEG haben die Erzeuger von Strom aus erneuerbaren Energien großzügige Subventionen durch Einspeisetarife erhalten. Diese garantieren den Erzeugern einen Festpreis pro kWh, der über dem Marktpreis liegt. Die Subventionen für die ersten Anlagen laufen in den 2020er Jahren aus. Dieses System wurde inzwischen durch Auktionen ersetzt. Die Folge ist ein nachlassendes Interesse am Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland.

„Um die alten Windkraft- und Solaranlagen am Laufen zu halten und dazu beizutragen, die Ziele hinsichtlich erneuerbarer Energien zu erreichen, bietet Statkraft Power Purchase Agreements (PPAs) an“, erklärt Poppinga. PPAs sind Lösungen, um Entwicklern und Investoren im Bereich der erneuerbaren Energien einen Zugang zum Markt zu ermöglichen.

German flag with wind and solar power
(Illustration: Shutterstock)

Ambitionierte Wachstumspläne

Seit der Liberalisierung der Energieversorgung Ende der 1990er Jahre hat der Wettbewerb auf den Strom- und Gasmärkten in Deutschland immer weiter zugenommen. Inzwischen herrscht auf den Märkten für Energieerzeugung, Energiehandel und Energieabsatz ein reger Wettbewerb.

„Die Verbraucher können zwischen zahlreichen Angeboten unterschiedlicher Energieversorger wählen. Im Bereich der Strom- und Gasnetze gibt es jedoch keinen freien Markt. Diese unterliegen der Regulierung durch die Bundesnetzagentur und staatlicher Behörden“, erklärt Poppinga.

„Statkraft hat in Deutschland ehrgeizige Expansionspläne. Mit umweltfreundlicher Energie wollen auch wir einen Beitrag zur Zukunft leisten, u. a. durch die vermehrte Produktion von Wind- und Solarenergie und die Optimierung der flexiblen Stromerzeugung. Wir werden die Geschäftsbereiche unserer Kunden weiter ausbauen, neue Geschäftsinitiativen verfolgen sowie Marketing- und PPA-Maßnahmen durchführen“, so Carsten Poppinga.

Primärenergieverbrauch in Deutschland (2020)

  1. Öl: 33,7 %

  2. Erdgas: 26,6 %

  3. Erneuerbare Energie: 16,6 %

  4. Braunkohle: 8,1 %

  5. Kohle: 7,7 %

  6. Kernenergie: 6,0 %

  7. Sonstige: 1,3 %

Quelle: AG Energiebilanzen

Stromerzeugung in Deutschland (2020)

  • Braunkohle: 16,8 %

  • Wind: 27,0 %

  • Kernenergie: 12,5 %

  • Kohle: 7,3 %

  • Solarenergie: 10,5 %

  • Gas: 12,1 %

  • Biomasse: 9,3 %

  • Wasserkraft: 3,7 %

  • Sonstige: 0,5 %

  • Insgesamt: 488,7 TWh

  • Anteil an erneuerbaren Energien: 50,5 %

Die Zahlen beziehen sich auf die Nettostromerzeugung für die öffentliche Stromversorgung. Die Eigenstromproduktion der Industrie ist nicht enthalten. (Quelle: Fraunhofer ISE)